Stromfresser auf dem Schreibtisch

Politik und Wirtschaft treiben die Digitalisierung voran. Doch Computer und Server verbrauchen dramatisch viele Ressourcen.

Schön wäre es, die Daten schwebten quasi am Himmel und landeten mit einem Klick auf Bildschirm oder Smartphone. Doch das Internet ist keine virtuelle »Wolke«. Hinter dem Begriff »Cloud« verbergen sich Rechenzentren und Server, die für ihre Leistungen sehr viel Energie verbrauchen.

 

 Nun wollen Politik und Wirtschaft einen schnellen Ausbau der Digitalisierung. Sie sprechen aber kaum darüber, wie viel Energie das verbraucht. Auch die Herstellung der Hardware, wie PC und Bildschirm, Laptop, Tablet und Smartphone, verbraucht viele wertvolle Ressourcen. Es ist deshalb dringlich, die Digitalisierung nachhaltig zu gestalten. Was muss dafür geschehen, in der Politik, bei der Nutzung und auch beim Kauf?

 

 Wäre die digitale Welt ein Land, dann käme sie beim Stromverbrauch mit acht bis zehn Prozent an sechster Stelle, rechnet die Umweltorganisation Greenpeace vor. Denn mittlerweile nutzt weltweit mindestens jeder zweite Mensch Online-Dienste. Allein in Deutschland verbrauchen elektronische Geräte wie Computer, Mobiltelefone oder Tablets, Kommunikationsnetze und Rechenzentren die gigantische Menge von knapp fünfzig Milliarden Kilowattstunden Strom jährlich. Dementsprechend werden Klimagase ausgestoßen. Während es in anderen Bereichen erhebliche Anstrengungen gibt, den Stromverbrauch zu senken, wächst er bei den Digitaltechnologien fast unbemerkt um jährlich neun Prozent.

 

Die Geräte länger nutzen

 In den technischen Geräten und ihren Komponenten sind viele wertvolle Bestandteile eingebaut. »Bei der Herstellung der Computer, Laptops und Tastaturen werden nicht nur viel Energie, sondern auch viele Rohstoffe benötigt, deren Gewinnung mit erheblichen Umweltauswirkungen einhergeht«, stellt das Umweltbundesamt fest. Bereits bei der Produktion werden achtzig Prozent der Ressourcen verbraucht, die ein Gerät in seinem gesamten Lebenszyklus benötigt. Das bedeutet: Es wäre nachhaltig, die elektronischen Geräte lange zu nutzen und danach sorgfältig zu recyceln.

 

 Metalle wie Gold, Silber, Kobalt, Tantal und Palladium, die darin verbaut sind, verbrauchen bereits bei ihrer Gewinnung viel Energie. Um sie aus dem Gestein zu lösen, verwendet man oft giftige chemische Substanzen. Schwermetalle gelangen in Luft und Wasser, machen Böden unfruchtbar und führen zu Schäden bei Menschen, Tieren und Pflanzen. Die Bergarbeit geschieht unter miserablen Bedingungen, sie ist sozial kaum abgesichert und gefährlich. Immer wieder werden Arbeiter verschüttet oder ersticken in den Gruben. Die ökologischen Schäden und sozialen Ungerechtigkeiten bei der Rohstoffgewinnung sind ein massives, aber bisher ungelöstes Problem der Informationstechnologien.

 

Computer frisch renoviert

 Auch das Recycling funktioniert nicht. Denn in hiesigen Recyclingbetrieben werden vor allem Glas, Plastik und Metall gewonnen, nicht jedoch die kleinsten Mengen an Edelmetalle und seltenen Erden. »Von über fünfzig Metallen, die in den elektronischen Bestandteilen digitaler Elektronikprodukte verarbeitet werden, gewinnen wir höchstens siebzehn zurück«, sagt Lorenz Hilty, Leiter der Forschungsgruppe Informatik und Nachhaltigkeit an der Universität Zürich. Der Elektronikmüll landet oft auf riesigen Halden in armen Ländern. Dort verschmutzt und vergiftet er die Umwelt. Kinder und Frauen, die versuchen, für etwas Geld die Metalle aus dem Abfall zu lösen, macht er krank.

 Deshalb ist es sinnvoll, beim Kauf auch auf Umweltsiegel zu achten. Privatpersonen, Firmen oder Vereine können Computer etwa refurbished Computers und Bildschirme anschaffen (von englisch refurbish renovieren). Es sind Geräte, die ein Händler generalüberholt hat und mit einem aktuellen Betriebssystem liefert. Es sind Firmengeräte, die aus beendeten Leasing-Verträgen stammen und nur kurze Zeit gebraucht wurden. Refurbished Hardware ist preisgünstiger und es sind makellose, technisch zuverlässige Geräte. Noch lange Zeit lassen sie sich problemlos nutzen.

 

 Das Land Berlin nimmt bei der Beschaffung von möglichst umweltfreundlicher IT eine Vorreiterrolle ein: Dort sorgt eine Verwaltungsvorschrift dafür, dass Behörden, öffentliche Betriebe und Schulen mit möglichst sparsamen, langlebigen und reparierbaren IT-Geräte arbeiten. Das Land nutzt das Recht, bei der Vergabe öffentlicher Aufträge auch strategische Aspekte einzubringen. So berücksichtigt Berlin Umweltaspekte und bewertet die Wirtschaftlichkeit eines Angebotes nicht nur nach den Anschaffungskosten, sondern auch nach der Lebensdauer der Geräte inklusive der Kosten für Betrieb und Entsorgung. Mit dem Ergebnis: Umweltfreundliche Produkte sind häufig wirtschaftlicher.

 

Publik Forum Nr.3     11. Februar 2022