Trockenheit und Hitze schädigen Bäume schwer

Bleibende Schäden auch bei großen alten Bäumen durch die Hitze in der Stadt - Geschwächte Bäume sind anfälliger für Schädlinge, die neu mit dem Klimawandel kommen

Mit Blättern, die schon seit Monaten abgestorben sind, stehen junge Bäume komplett vertrocknet am Straßenrand und in den Grünanlagen von Osnabrück. Sie sind die sichtbaren Zeichen für die erheblichen Schäden, die die große Hitze und lange Trockenheit in diesem Sommer und Herbst am Grün in der Stadt verursacht haben. Denn nicht nur die jungen, auch die großen alten Bäume haben langfristige Schäden davongetragen, auch wenn man diese zur Zeit noch kaum oder gar nicht sehen kann.

 

„Den ganzen Sommer lang mussten wir die Jungbäume alle an den Tropf hängen“ sagt Thomas Maag. Er ist beim Osnabrücker Servicebetrieb (OSB) zuständig für die Baumpflege. Ein bis fünf Jahre junge Bäume reichen mit ihren Wurzeln nur circa vierzig Zentimeter tief. Der Boden war während der außergewöhnlich langen Trockenheit, die schon im Frühjahr begann und auch jetzt im späten Herbst noch nicht zu Ende ist, völlig ausgetrocknet. Die Gärtner des Grünservice waren dann auch vor allem mit Wässern von Jungbäumen beschäftigt. Die freiwilligen Feuerwehren gaben monatelang tatkräftige Unterstützung und engagierte Bürger folgten dem Aufruf, dem Baum vor ihrem Haus regelmäßig mit Wasser zu versorgen. Nur so gelang es, die meisten der jungen Stadtbäume vor dem Vertrocknen zu bewahren. Genaue Zahlen gibt es nicht, aber Thomas Maag vom OSB schätzt, dass die Verluste bei den Jungbäumen sich im zweistelligen Bereich bewegen.

 

Abgestorbene Äste und Baumkronen

Insgesamt stehen 60 000 Bäume in Osnabrück unter städtischer Obhut, 20 000 davon an den Straßen. „Die Straße ist bereits ein halbtrockener Standort für jeden Baum, weil die Niederschläge durchs Pflaster nur teilweise ankommen“, weiß Thomas Maag, der seit über 30 Jahren für das Grün in der Stadt arbeitet. Bei den großen alten Bäumen, die als Schattenspender besonders wichtig sind für erträgliche Temperaturen in Zeiten des Klimawandels, werden die Folgen der extremen Trockenheit überwiegend erst in den kommenden Jahren zu sehen sein. Teile der Baumkronen und dicke Äste sterben dann ab. Nach seiner fachlichen Einschätzung ist damit zu rechnen, dass bis zu 80 Prozent der großen Stadtbäume Trockenheitsschäden haben.  „Abgestorbene große Ästen bei Straßenbäumen werden ein Problem für die Verkehrssicherheit. Da entstehen dann wiederum erhöhte Kosten“, prognostiziert Maag.

 

Viele Bäume warfen angesichts der Trockenheit vorzeitig ihr Laub ab. „Der Baum macht das, weil er den Rest durchbringen will“ erläutert Experte Thomas Maag. „Weniger grüne Blätter bedeuten aber auch, dass der Baum weniger Fotosynthese machen kann und in der Folge weniger Reservestoffe einlagern kann, um gut dazustehen im nächsten Jahr.“ So werde er zusätzlich anfälliger für Schädlinge und Krankheiten. Das zu trockene und heiße Wetter hat mittlerweile Schädlinge angelockt, die bisher in der Stadt nicht vorkamen. So zum Beispiel den Eichenprozessionsspinner, ein unscheinbarer brauner Nachtfalter, der – wie der Name sagt – Eichen bevorzugt. Seine Raupen können Kahlfraß verursachen. Auch Pilze, die in gemäßigten Sommern nicht auftraten,  machen vielen Bäumen jetzt zu schaffen und lösen zum Beispiel bei Platanen die Massaria-Krankheit aus. „Neue Schädlinge kommen hinzu, die alten werden aber nicht weniger, sondern bleiben. Die Problematik nimmt insgesamt zu“ stellt Thomas Maag mit Sorge fest.

 

Frische Luft oder Wohnbebauung?

Der Rat der Stadt Osnabrück hat für das städtische Grün ein neues Stadtbaumkonzept bewilligt. Danach will man angesichts der Hitze und Trockenheit mehr und teilweise auch andere Bäume in der Stadt pflanzen. Bevorzugt solche Sorten, die Extremwetter – Hitze, Trockenheit, Sturm – relativ gut standhalten sollen. „Mit anderen Baumarten können wir die Folgen des Klimawandels aber nur abmildern, nicht ausgleichen“ stellt Maag klar und betont: „Die Städte müssen sich überlegen, wie sie mit Extremwetterlagen umgehen, wie sie sich darauf einstellen.“  Die Stadt brauche größere Bäume „ aber es wird gleichzeitig immer schwieriger, sie groß zu ziehen.“  Die Grünen Finger, Schneisen für frische Luft in der Stadt Osnabrück, dürfen nach seiner Ansicht nicht durch Wohnbebauung  zersiedelt werden. Im Gegenteil: „Man müsste die Grünen Finger ausbauen und bis in die Innenstadt führen.“

 

Neue Osnabrücker Zeitung   Oktober 2018