Rettung für Wiesenbrüter

Naturschützer und Landwirte schützen gemeinsam Nester und Küken

 

Vögel, die auf Wiesen leben, hört und sieht man mittlerweile nur noch selten. Kiebitz, Brachvogel, Uferschnepfe und viele andere Vogelarten, die in Wiesen brüten, sind durch die industrialisierte Landwirtschaft gefährdet und vom Aussterben bedroht. Aber ein erfolgreiches Projekt im Umland von Bremen zeigt, dass Vogelschutz möglich ist, wenn Naturschützer und Landwirte zusammen wirken.

 

 Wiesen werden heutzutage frühzeitig, häufig und mit großen Maschinen gemäht. So werden Vogelgelege zerstört und den Tieren bleibt keine Zeit, ihre Jungen groß zu ziehen. Aber auf den Wiesen und Weiden, die die Stadt Bremen wie einen Gürtel umgeben, haben Ökologen, Naturschützer und Landwirte es geschafft, die Zahl der Brutpaare in den letzten 15 Jahren nicht nur stabil zu halten sondern sogar zu verdoppeln.

 

 Jetzt im Frühjahr herrscht Hochbetrieb im Projekt. Auf einer Fläche von insgesamt 50 Quadratkilometern suchen Projektleiter Arno Schoppenhorst und sein zehnköpfiges Team das Grünland sorgfältig nach Nestern ab. Finden sie ein Gelege, markieren sie es mit hohen Bambusstöcken. Kommt der Bauer mit seinem Traktor, erkennt er die Stöcke und macht beim Mähen einen Bogen. Auf Weiden werden metallene Schutzgitter aufgestellt, so dass die Rinder die Vogelnester nicht zertreten. „Die Zusammenarbeit mit den Landwirten ist konstruktiv und macht auch auf der menschlichen Ebene Freude“, sagt Landschaftsökologe Schoppenhorst, der das Projekt zusammen mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und Bauern entwickelt hat.

 

 Nach anfänglichem Zögern überzeugte die Landwirte, dass ihre Mitarbeit freiwillig ist und – wenn sie für den Vogelschutz erst später mähen oder beweiden – ihnen dies vergütet wird. Je nach Umfang erhalten sie dafür zwischen 500 und 3.000 Euro pro Jahr. Das Projekt wird von der Europäischen Union finanziert, aber auch das Land Bremen und Spender leisten ihren Beitrag. Mittlerweile machen alle vierzig Betriebe im Gebiet mit. Zusammen gehen Naturschützer und Landwirte ab Mai auf die Wiesen und halten nach den frisch geschlüpften Küken Ausschau. „Bei allen ist es Herzensangelegenheit“, freut sich Projektleiter Schoppenhorst.

 

 Erhebliche Schwierigkeiten bereitet die stark zunehmende Trockenheit der Wiesen aufgrund des Klimawandels. „Mittlerweile bin die Hälfte der Zeit mit Wasserpumpen beschäftigt“ sagt der 59-jährige Arno Schoppenhorst mit Sorge. Mit hohem Aufwand müssen die Wiesen seit mittlerweile drei Jahren aus Flüssen bewässert werden. Denn nur auf feuchten Wiesen finden die Küken die Nahrung, die sie zum Leben brauchen.

 

Publik Forum Nr. 7               16. April 2021